kann
bitte jemand erklären, warum seit ungefähr zwei jahren
die zeit so hemmungslos an mir vorbeirast? Ich träume einen
moment vor mich hin - zack - ein tag ist vorüber. mein leben
scheint momentan nur noch aus freitagen zu bestehen. ich gebe
zu, es gibt schlimmeres: immer wieder an einem montag aufzuwachen
wäre sicherlich ein grund, darüber nachzudenken, dass
dieser wochentag mit hilfe einer kleinen, schmerzlosen revolution
abgeschafft und durch einen zweiten sonntag ersetzt wird. ich
bin aber momentan nicht in dieser situation.
ich habe angst davor, eines morgens aufzuwachen und es ist unbemerkt
so viel zeit vergangen, dass ich alt geworden bin. der übliche
morgendliche, blinzelnde blick in den spiegel - iiiiiks! ich werde
vor schreck ohnmächtig, falle nach hinten, schlage mir den
kopf am regal blutig und verende einsam auf den nun nicht mehr
glänzenden fliesen.
vor einer ewigkeit war eine woche eine unendlich lange zeitspanne.
ein tag dehnte sich endlos und war nur mit anstrengung zu füllen.
liegt es daran, dass ich mir heute viel mehr gedanken über
alles mache? je mehr ich erfahre, desto mehr verknüpfungen
gibt es in meinem hirn. es ist nicht so, dass ich mir ständig
bewusst den kopf zerbreche - ganz im gegenteil: oft mache ich
mir sorgen, dass ich mir viel zuwenig gedanken über alles
mache. verschwende ich damit trotzdem meine
lebenszeit?
mein fazit erschreckt mich: haben sorglose mehr zeit? haben die
dümmsten bauern nicht nur die dicksten kartoffeln sondern
auch mehr zeit zur verfügung? das leben ist nicht gerecht.