-31.01.2008 >>> how gay can you go?

berlin. schöneberg. prinzknecht... eine großartige bar!
der abend beginnt bereits gemaßregelt, denn die bvg streikt heute ab mitternacht auf allen linien. trotzdem fahre ich auf einen feierabend-gin-tonic in richtung ku'damm. vollbesetzte u-bahnen, der übliche berliner feierabendwahn. im prinzknecht dagegen schöne, housige musik (allerdings mit miesen computergenerierten übergängen), unendlich viele männer, davon einige sogar schön und gutgekleidet. und endlich mal wieder ein abend allein mit funky... wir tauschen uns entspannt über die erlebnisse und erfahrungen der letzten wochen aus, unterdrücktes gekicher wechselt sich mit lautem gelächter ab. geraucht wird zwischendurch vor dem männerklo, welches auch gleichzeitig der eingang zum darkroom ist. die anwesenden männer mustern sich entspannt im vorbeigehen. allerdings nicht alle: direkt neben uns an der theke wird ein kontaktfreudiger junger mann von zwei älteren herren in die zange genommen. er erzählt temperamentvoll geschichten, sie starrten ihn mit unbewegter miene an. "ficken!" steht ihnen in die stirn gemeißelt. reden wollen die beiden jedenfalls nicht.
viel zu früh muss ich nach hause. funky begleitet mich zum nollendorfplatz, auf dem weg bekomme ich eine kleine einweisung in die bars und cafés dieses kiezes. dieses jahr werde ich nicht zu müde sein, um am schwul-lesbischen straßenfest teilzunehmen. zumindest verspreche ich dies in meinem leichten tonic-rausch.
in der u-bahn richtung heimat sitzt mir eine junge betrunkene schönheit gegenüber. sie klagt ihr leid lauthals ins telefon, während die (volle) martiniflasche auf ihrem schoß bedenklich schwankt. "ihr stecher wollte ihr nicht mal das taxi bezahlen, nachdem sie durch die halbe stadt gefahren ist, um ihm einen sehr persönlichen wunsch zu erfüllen. ob das wirklich liebe ist?"
ich drehe meinen i-pod auf maximale lautstärke, als sie ihre geschichte ein zweites mal ins handy bellt. als ich wieder zu ihr hinschaue, telefoniert sie nicht mehr. eine träne rollt langsam über ihr schönes gesicht. als sie die bahn verlässt, schwankt sie bedenklich. ein entspanntes aufseufzen im waggon begleitet ihren abgang.
auf den letzen metern nach hause tobt plötzlich ein schneeregensturm durch neukölln. ich bin gewappnet: meine kapuze kann ich soweit ausklappen, dass auch ein zweiter kopf darunter platz finden könnte. um mich herum flüchten passanten in hauseingänge und windgeschützte ecken. ich drehe die musik noch einmal lauter und schreite unbeeindruckt durch den sturm. diese realität kann mich nicht berühren.

soundtrack zur nacht:
moloko "the time is now"
moloko & portishead "fun for me"
booka shade, dj kicks "titel 10"

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