-09.04.2006 >>> ein kerl namens britney

äußerst gut gelaunt zog es mich auch gestern in die stadt der niemals endenden nächte. ich landete zunächst auf einer äußerst skurrilen kostümparty im bloona. direkt beim betreten der lounge starrte mich ein großer, äußerst leckerer typ an, als ob ihm gerade eine erscheinung widerfahren sei. er trug ein bauchfreies shirt mit "britney" schriftzug, sein nicht ganz flacher bauch war tadellos gebräunt und rasiert. ich setzte mich zu meinen bekannten und konnte den ganzen abend seine augen auf mir spüren. wann immer mich nach ihm umschaute, sah er mich gerade an. das fiel auch seiner freundin auf, einer als arzt verkleideteten, großen blondine, die mich erst böse beobachtete und schließlich demonstrativ mit ihrem kerl zu knutschen begann. irgendwann fiel der tanz auch meinen bekannten auf, gerade, als britney seine freundin küssend mit dem rücken zu uns drehte und mir über ihre schulter hinweg zuzwinkerte. er erntete nicht gerade leises johlen und klatschen von uns allen (die nacht war schon fortgeschritten), aber das entlockte ihm nur ein lächeln. die blondine hatte sich, durch unseren beifall irritiert, inzwischen von ihm gelöst.
als wir gingen, ließ ich demonstrativ einen zusammengefalteten zettel auf meinem platz liegen, zu dem er sich gerade durcharbeitete, als wir ihn durch das fenster beobachteten. ich hätte gern einen fotoapparat für einen grandiosen schnappschuss bereit gehabt, als er ihn heimlich öffnete: der zettel war leer.
wir zogen lachend weiter in eine rockkneipe der härteren gangart. nicht gerade meine musik, aber zur abwechselung war es tatsächlich ganz witzig. wir hatten einen slayer-fan namens john dabei, der sich dort äußerst wohl fühlte. auf einem leuchtenden schild wurde für caipirinha xxl geworben. bereits angetrunken und mutig bestellte ich mein verhängnis. der krug war gigantisch und fasste gut einen dreiviertelliter. ich brauchte fast eine stunde, um den bottich zu leeren, danach machten wir uns wieder auf ins bloona, um den rest unserer truppe zu treffen. heimlich hofften wir, britney noch einmal zu sehen, aber wir hatten kein glück: der großteil der köstümierten bande hatte sich bereits verabschiedet. ein paar einsame gestalten wiegten sich noch zu alter, deutscher schlagermusik aus den vierziger jahren.
im bloona blieb ich, bis die ersten vögel zu singen begannen. leicht schlingernd fuhr ich fröhlich an der spree entlang nach hause. überall traf ich auf nachtschwärmer in ähnlichen oder schlimmeren zuständen. wieder einmal genoss ich es schon geradezu unanständig, in dieser stadt zu leben.
zuhause angekommen müssen meine kleider von meinem körper explodiert sein, anders kann ich mir nicht erklären, wie sie sich sonst so im raum hätten verteilen können. als ich mit schmerzendem kopf die augen aufschlug, und das chaos um mich herum wahrnahm, musste ich direkt wieder loslachen.
obwohl der rest der bande wesentlich mehr getrunken hatte, als ich, trafen wir uns alle relativ pünktlich gegen vierzehn uhr zum katerfrühstück in der sonne. unter dem motto "die größten brillen der stadt" hatten wir uns gigantische ungetüme aus den tiefen unserer schränke gekramt. unser durchgefeierter zustand ließ sich nicht verbergen, also mussten wir versuchen, ihn mit würde zu tragen. es ist uns komplett misslungen, aber wir hatten spaß. neben uns baute sich einen englische band auf. wir hatten zunächst angst um unsere schmerzenden köpfe, aber die musiker (bass, rudimentäres schlagzeug, gitarre) versorgten uns mit einer äußerst ansprechender dixiemusik, in perfekter lautstärke gespielt, die eine menschmasse ohnegleichen anlockte, die sie (und damit uns) mit digital- und videokameras umringten. bestimmt ein schönes bild: drei ältere, durchgeschossene englische musiker (unendlich cool) und davor sechs bleiche, lachende gestalten mit den größten gesichtsverdeckern der stadt.

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