äußerst
gut gelaunt zog es mich auch gestern in die stadt der niemals
endenden nächte. ich landete zunächst auf einer äußerst
skurrilen kostümparty im bloona. direkt beim betreten der
lounge starrte mich ein großer, äußerst leckerer
typ an, als ob ihm gerade eine erscheinung widerfahren sei. er
trug ein bauchfreies shirt mit "britney" schriftzug,
sein nicht ganz flacher bauch war tadellos gebräunt und rasiert.
ich setzte mich zu meinen bekannten und konnte den ganzen abend
seine augen auf mir spüren. wann immer mich nach ihm umschaute,
sah er mich gerade an. das fiel auch seiner freundin auf, einer
als arzt verkleideteten, großen blondine, die mich erst
böse beobachtete und schließlich demonstrativ mit ihrem
kerl zu knutschen begann. irgendwann fiel der tanz auch meinen
bekannten auf, gerade, als britney seine freundin küssend
mit dem rücken zu uns drehte und mir über ihre schulter
hinweg zuzwinkerte. er erntete nicht gerade leises johlen und
klatschen von uns allen (die nacht war schon fortgeschritten),
aber das entlockte ihm nur ein lächeln. die blondine hatte
sich, durch unseren beifall irritiert, inzwischen von ihm gelöst.
als wir gingen, ließ ich demonstrativ einen zusammengefalteten
zettel auf meinem platz liegen, zu dem er sich gerade durcharbeitete,
als wir ihn durch das fenster beobachteten. ich hätte gern
einen fotoapparat für einen grandiosen schnappschuss bereit
gehabt, als er ihn heimlich öffnete: der zettel war leer.
wir zogen lachend weiter in eine rockkneipe der härteren
gangart. nicht gerade meine musik, aber zur abwechselung war es
tatsächlich ganz witzig. wir hatten einen slayer-fan namens
john dabei, der sich dort äußerst wohl fühlte.
auf einem leuchtenden schild wurde für caipirinha xxl geworben.
bereits angetrunken und mutig bestellte ich mein verhängnis.
der krug war gigantisch und fasste gut einen dreiviertelliter.
ich brauchte fast eine stunde, um den bottich zu leeren, danach
machten wir uns wieder auf ins bloona, um den rest unserer truppe
zu treffen. heimlich hofften wir, britney noch einmal zu sehen,
aber wir hatten kein glück: der großteil der köstümierten
bande hatte sich bereits verabschiedet. ein paar einsame gestalten
wiegten sich noch zu alter, deutscher schlagermusik aus den vierziger
jahren.
im bloona blieb ich, bis die ersten vögel zu singen begannen.
leicht schlingernd fuhr ich fröhlich an der spree entlang
nach hause. überall traf ich auf nachtschwärmer in ähnlichen
oder schlimmeren zuständen. wieder einmal genoss ich es schon
geradezu unanständig, in dieser stadt zu leben.
zuhause angekommen müssen meine kleider von meinem körper
explodiert sein, anders kann ich mir nicht erklären, wie
sie sich sonst so im raum hätten verteilen können. als
ich mit schmerzendem kopf die augen aufschlug, und das chaos um
mich herum wahrnahm, musste ich direkt wieder loslachen.
obwohl der rest der bande wesentlich mehr getrunken hatte, als
ich, trafen wir uns alle relativ pünktlich gegen vierzehn
uhr zum katerfrühstück in der sonne. unter dem motto
"die größten brillen der stadt" hatten wir
uns gigantische ungetüme aus den tiefen unserer schränke
gekramt. unser durchgefeierter zustand ließ sich nicht verbergen,
also mussten wir versuchen, ihn mit würde zu tragen. es ist
uns komplett misslungen, aber wir hatten spaß. neben uns
baute sich einen englische band auf. wir hatten zunächst
angst um unsere schmerzenden köpfe, aber die musiker (bass,
rudimentäres schlagzeug, gitarre) versorgten uns mit einer
äußerst ansprechender dixiemusik, in perfekter lautstärke
gespielt, die eine menschmasse ohnegleichen anlockte, die sie
(und damit uns) mit digital- und videokameras umringten. bestimmt
ein schönes bild: drei ältere, durchgeschossene englische
musiker (unendlich cool) und davor sechs bleiche, lachende gestalten
mit den größten gesichtsverdeckern der stadt.