-der schwarze kanal

märz 2006

Wenn man kein Geld mehr hat, sind Reisen ein gutes Mittel, wieder welches herbeizuschaffen. Man muß nur mit einem möglichst unbequemen Verkehrsmittel in eine öde Gegend fahren, alles knipsen und dann Diaabende in Volksbildungseinrichtungen veranstalten. Ganze Städte sind mit Hinweisen auf Abende dieser Art zuplakatiert. Die Diafritzen machen monatelange Vortragstourneen durch gerammelt volle Hallen, lecken sich gegenseitig fett und werden stinkreich.

Meine Vorträge zum unentschuldigten Fernbleiben in den letzten zwei Monaten hier werden demnächst die Städte und Dörfer bereisen: „Mit dem Tandem durch die Antarktis“, „Mit dem Dreirad durch das Outback“, „Auf Puschelpantoffeln durch die Wüste Gobi“, „Auf dem Mofa durch Hannover“, „Mit der Walze durch Hollands Tulpenfelder“...

Hüpft los, Lesefröschchen. Werdet reich, baut Paläste, verlangt Eintritt, werdet noch reicher! Reiche Leute sind sympathisch, denn die jammern nie, dass sie kein Geld haben.

Allerdings wiederhole ich auch gerne meinen alten Rat, das Heimatland kennenzulernen. Man muß ja nicht wochenlang auf Fischland-Darß-Zingst abhängen, obwohl man ja Leuten, die nicht in der Lage sind, Halbinseln mit zwei Bindestrichen allein wegen der Bindestriche zu lieben, eine verkümmerte Bindungsfähigkeit nachsagt. Die Zeiten des vierwöchigen Monumentalurlaubes sind eh vorbei. Man macht zum Missvergnügen der ökologischen Vernunft mehrere kurze Reisen. In Thüringen hat man ja sogar einen neuen Urwald entdeckt, er heißt Hainich. Als ich einmal in der Texanischen Wüste stand, sagte ich: „Aber Hallo! Die Felsen hier sehen ja aus wie im Dresdner Elbsandsteingebirge. Aber das Licht, das hier herrscht, ist so wie das Licht an dem einen Tag, als wir auf dem Kamelfelsen im Huy standen.“ Der Huy ist das kleinste deutsche Mittelgebirge und liegt etwas nördlich von Halberstadt. Es ist so klein, dass die Leute sich kringeln vor Lachen, wenn man sie hierzu befragt. Und überall gibt’s mütterlich dampfenden Rostbraten mit dicken Klößen und viel brauner Soße.

Dies ist mit Sicherheit auch der einzigste Nachteil, wenn man nicht nach Asien oder an die See, die karibische, fährt. Der üble deutsche Sodbrennenfraß. Es gibt vier Dinge, auf die wir uns nichts einbilden sollten:

1. Die deutsche Vergangenheit, die dunkle.
2. Die deutsche Komödie, die neue.
3. Die deutsche Rock- und Popmusik, die glanzlose.
4. Das deutsche Mittagessen, das warme.

Alles andere kann man wohl aushalten. Muß man ja.

Freundlichst, Ihr
Sudel Ede

dezember 2005

Gäste zu haben, speziell um die Feiertage herum, ist ein Zustand, den es zu bewerkstelligen gilt. Ich weiß es nicht genau, ob es Immanuel Kant oder Uwe Seeler war, der einmal bemerkte: Wenn man Gäste zu sich bittet, solle deren Anzahl 3 nicht unter- und 9 nicht überschreiten. Ich halte mich an diese Regel, denn wenn man nur 2 Personen einlädt, ist man ja nur zu dritt. Und zu dritt ist man ja schon, wenn man zu zweit ist und die Mikrowelle klingelt. Bittet man aber zu viele Gäste zu sich, weiß man oft gar nicht, wie die alle heißen.

Auf jeden Fall muß man ihnen beizeiten einbläuen, dass sie auf gar keinen Fall jemanden mitbringen dürfen. Sonst kann es passieren, dass man ein oder zwei Stunden lang die Wohnung voll mit Gestalten hat, die man überhaupt nicht kennt und auch nicht kennenlernen wird. Dafür aschen sie umso ungehemmter in die byzantinische Bodenvase und wenn dann um zwölf die Getränke alle sind, setzt ein großes Woandershin-Walking ein. Schließlich sitzt man dann da mit ein paar trüben Tassen, für die man später auch noch Luftmatratzen aufpusten darf... Nein, die Gäste müssen sorgsam aufeinander abgestimmt werden, wie die Zutaten eines köstlichen Festtagsgerichtes. Ein einziger Mitgeschleppter kann wie ein einzelner Gallenröhrling in einer Steinpilzsuppe wirken und alles verderben.

20 Uhr, die Gäste tun das, was nur Gäste können, nämlich eintrudeln. Als ob man je davon gehört hätte, dass Arbeiter in die Fabrik eintrudeln oder die Nationalmannschaft auf dem Spielfeld. Sind wir anno `39 in Polen eingetrudelt?. Nein, eintrudeln ist gästespezifisches Ankunftsverhalten. Man füllt sie in rascher Abfolge mit Manhattan, Mai Tai und Konsorten ab, damit sie nicht wie Ölgötzen bratzig in der Sitzecke abhängen und versucht, ihre Zungen wachzukitzeln. Nach den ersten Drinks wird bald eine erste Stimme laut, die da ankündigt, der Toilette einen Besuch abzustatten. Da ist zu hoffen, dass man das Bad gut gewichst hat. Wie überhaupt die ganze Heimstätte, denn wenn man das nicht tut, ist ja kein Platz für den neuen Schmutz, den einem die Gäste in die Bude schleppen mit ihren verdammten Dreckslatschen. Man mache sich jedoch nichts vor. Fast jeder, der in einer fremden Wohnung auf’s Klo geht, macht das Badezimmerschränkchen auf und guckt, was da wohl alles drin ist. Und wenn da zig Medikamente gegen Festtagsdepressionen, Feiertagsinkontinenz, Pilzbefall und Impotenz drin sind, dann nimmt der Gast seine Menschenbewertungsskala und schiebt einen nach unten. Deswegen sollte man solche Sachen immer gut verstecken. Die Menschen sind klüngelig und gieren darauf, Schulnoten verteilen zu können. Zeitschriften und Talkshows haben bereits mehr als die Hälfte der Menschheit in dumpfe, kleine Hobbypsychologen verwandelt. Legt irgendeiner seinen Zeigefinger zwischen die Lippen oder krault sich das Kinn, dann wird allen Ernstes geglaubt, das bedeute irgendwas. Und wenn jemand eine sog. Badezimmergarnitur hat, fällt das Urteil besonders hart aus.

Eine Klodeckelbespannung aus altrosa oder türkisem Frottee mit passender Badezimmermatte und Klofußumpuschelung lässt weder humanistische Bildung noch Adel erahnen. Ich habe in meinem Leben so manche resttröpfchengetränkte Klofußumpuschelung gesehen. Obendrein sind, wenn man sie mit spitzen Fingern umdreht, immer Haare drunter. Das erinnert einen an der Maden Vielzahl, die einem ins Auge springt, wenn man auf einem Spaziergang mit dem Stock einen toten Vogel umdreht. Ich habe nicht gegen Haare an sich. Wenn sie gut sitzen, bilden sie nützliche natürliche Mützen, die uns vor vorwitzigen Blicken und Blitzen schützen. Man kann auch gut in ihnen wuscheln, falls einen das erlaubt wird von dem, wo die Haare drauf wachsen. Aber die Sorte Haare, wie man sie unter Umpuschelungen antrifft, wird sich kaum einer gern ins Frühstücksmüsli rühren.

Die Gäste sind nun abgezischt. Das ganze Wohnzimmer voll mit Einwegspritzen, Kondomen, geplatzten Gummipuppen, blutigen Peitschen und kotbeschmierten Dildos. Ich übertreibe natürlich ein wenig. In Wirklichkeit ist die Lounge nur leicht krümelübersät. Doch Grund genug zu sagen: Nie wieder Gäste! Das nächste Mal treffe ich mich lieber wieder wie dereinst mit meinen alten Existenzkomplizen und ein großes „Hallo!“ tönt durch die Gasse. Wir trinken ganz viel, machen sogar noch ein Woandershin-Walking, benoten piepsige Migränetanten und münden unsere Gespräche in endloses Gebrabbel, welches meine Meinung bestätigt, dass dem Phänomen des trunkenen Woanderhin-Walking prinzipiell kritisch gegenüberzustehen ist und dass das meiste, was nach drei Uhr morgens passiert und gesprochen wird, ohne Reu vergessen werden kann.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen schon jetzt besinnungslose Feiertage und ein puscheliges, neues Jahr, Ihr
Sudel Ede

 

november 2005

Zusammengefasst kann man sagen:

ab einem jährlichen Brutto-Haushaltseinkommen von 15.000 Euro wird die sogenannte Reichensteuer erhoben. Deutschland wird hierdurch ab 2006 den Ersten Platz in der Liste der Länder mit dem höchsten Reichenanteil einnehmen. Peer Steinbrück (SPD) dazu: "Ein derart hoher Anteil an Reichen in unserem Land rechtfertigt es, die Einkommensteuer marginal anzuheben". Im Gespräch sei ein für alle Steuerpflichtigen einheitlicher Satz von 59%. "Hierdurch", so Steinbrück weiter "kann der Durchschnittsdeutsche seine Steuererklärung künftig selbst auf einer Briefmarke machen und spart den Gang zum Steuerberater!"

Die Mehrwertsteuer steigt ab 2007 auf 19%. Zusätzlich dazu wird eine Wenigerwertsteuer für Einkäufe unter einem Netto-Wert von 100 Euro erhoben. Diese beträgt 6% und soll die Verbraucher massiv entlasten. Auch hoffe man, durch die Wenigerwertsteuer den Konsum anzukurbeln. Steinbrück rechnet vor: "Wer für 99,50 Euro netto einkauft, zahlt brutto 124,38 Euro. Holt er sich noch ein Päckchen Kaugummi für einen Euro dazu, zahlt er brutto nur noch 118,41 Euro. In diesem Beispiel hat der Bürger somit knapp sechs Euro mehr in der Tasche!"

Die Pendlerpauschale für Pendler wird pauschal gekürzt und die Eigenheimzulage komplett gestrichen. Ab 2007 müssen Hausbesitzer mit mehr als drei freien Zimmern einen Hartz IV - Empfänger bei sich aufnehmen. Besonders hart betroffen von den neuen Regelungen sind die Rentner. Das Rentenalter wird in Deutschland um zehn Jahre herabgesetzt. Ein 68 Jahre alter Pensionär ist künftig nur noch 58 Jahre alt und muss bis zu seinem 65. Lebensjahr noch weitere sieben Jahre arbeiten. Hinsichtlich der kontrovers diskutierten Besteuerung von Sonn- und Feiertagszuschlägen wurde ein Konsens zwischen CDU/CSU und der SPD gefunden. Durch die Abschaffung von Sonn- und Feiertagen steht einer regulären Besteuerung an diesen Tagen nun nichts mehr im Wege.

Ein umfangreiches Sparpaket rundet die finanzpolitischen Hiobsbotschaften ab. Erhalten bleiben die Subventionen für Erdbeertagebau und Bohnenstroh. Dem gegenüber stellte Steinbrück aber eine etwa drei Meter lange Streichliste auf, die von Reiszwecken auf Merkels Stuhl bis zu einer Bärenfalle in Münteferings Hose keinen Ulk auslässt.

Angesichts der massiven wirtschaftlichen Probleme des Landes rücken weitere Eckpunkte in den Hintergrund. Die Bundeswehr wird auf drei Millionen Mann aufgestockt, sich jedoch nicht am Krieg gegen Kapadozien beteiligen. Ein neues Luftsicherheitsgesetz verbietet künftig jede Art von terroristischen Flugzeugentführungen. Außerdem wird die finanzielle Entwicklungshilfe komplett durch Fleischlieferungen aus deutschen Landen in die Dritte Welt ersetzt. Da die Ressortbudgets bis in den späten Abend per Wurstschnappen verteilt wurden gingen hier die meisten Mittel natürlich an Verteidigungsminister Jung mit seinen 1.89m.

Last but not least verspricht der Koalitionsvertrag einen Durchbruch in der Föderalismusfrage. Bayern wird von Deutschland abgespalten und Österreich zurückgegeben! Basta!

Mit den Worten "Rätätä... Da isser, unser Koalaitionsvertrag!" trat unsere Angie am späten Abend vor die versammelte Presse und blies schelmisch in eine Tröte. Ein Blick auf den Kalender jedoch erklärte mir schließlich die ungewohnt gute Laune. Es war der 11.11.2005.

In 30 Tagen ist Weihnachten – vielleicht wird’s dann besser, Ihr Sudel Ede


november 2005

Respekt, liebe Großkoalitionäre - deutlicher als ihr kann man ja wohl kaum demonstrieren, daß wir wieder wer sind - wir Deutschen.

Da werden auch die letzten Schamgrenzen binnen Tages-, ja oft sogar Stundenfrist überwunden. Da werden auch noch die vordergründigsten Versuche aufgegeben, die Illusion am Leben zu erhalten, Irgendeiner interessierte sich auch nur im mindesten für das Volk. Geschweige für ‚Wahlversprechen’. Nein! Es wird geschlagene vier Wochen um das gerungen, was als einziges interessiert: Posten! Endlich ist offenes Machtstreben in Deutschland wieder salonfähig, das hatten wir seit `45 nicht mehr. Auch wenn man Extremfälle wie einige Damen und Herren wahrscheinlich nur damit erklären kann, daß die Vogelgrippe nun offenbar doch auf den Menschen übergesprungen ist.

Egal, das Wichtigste bleibt: Wir sind wieder wer! Deswegen wirft das Bundespresseamt das nicht vorhandene Geld auch gleich mit vollen Händen zum Fenster hinaus, finanziert die tolle Kampagne "Du bist Deutschland!" und überzieht das Land mit diesen herrlichen Plakaten, die uns an die Stolz rechtfertigenden historischen Leistungen des deutschen Volkes erinnern. So soll wohl unser Selbstwertgefühl in ähnlicher Weise gesteigert werden, wie dies die Endorphine bei Ex-Kanzler Schröder schon in der Wahlnacht bewirkt hatten.

Während ich also noch rätsele, welche der unterzubringenden Pfeifen aus dem Kreise der Politiker das zukünftige Bundesministerium für Abtreibung und Kindesmisshandlung übernehmen soll und ob das Politikfeld Straßenstrich’ in das Verkehrs- oder in das Sportministerium integriert werden soll, lösen andere die Probleme, die die Welt wirklich bewegen. Zum Beispiel Gregg Miller aus den USA. Der hat ja jetzt, halten Sie sich fest, Hundehodenprothesen entwickelt, damit sich auch die kastrierten Teppichratten in den sich vereinigenden Staaten von Amerika noch als vollwertige Hunde fühlen können. 100.000 Hunde sollen in den USA schon mit solchen Prothesen ausgestattet worden sein. Dafür hat der Wissenschaftler von der Harvard Universität in Cambridge den ignoblen Nobelpreis’ erhalten, der für die Entwicklung überflüssiger Produkte verliehen wird. Wie zum Beispiel den Wecker, der sich nach jedem Drücken der Schlummertaste davon rollt und sich "versteckt", um zu verhindern, daß der Schläfer im Halbschlaf immer wieder die Schlummertaste drückt und dabei hoffnungslos verschläft. Schärfster Konkurrent war übrigens das Islam-Handy. Das Ding ist in Deutschland frisch auf den Markt gekommen und hat den Vorzug, den Besitzer fünfmal pro Tag mit einem speziellen Klingelton an das fällige Gebet gen Mekka zu erinnern. Ein eingebauter Kompass zeigt auch gleich die Richtung an, in der Mekka jeweils liegt. Gegen kleinen Aufpreis werden auch Korantexte und ein Ramadankalender im Monats-Abo angeboten... Sehr interessant ist auch der diesjährige Preisträger des ignoblen Literaturnobelpreises’. Ausgezeichnet wurde jene Gruppe nigerianischer Schriftsteller, die diese E-Mails schreibt, in denen wir alle immer wieder Millionen eines aus afrikanischen Staaten über die grüne Grenze zu schaffenden Vermögens in Aussicht gestellt bekommen - sofern wir erst einmal für die anfallenden Transferkosten in Vorleistung treten.

Wir, das Volk, soviel ist jetzt schon klar, wird in den kommenden Wochen aus dem Staunen kaum noch herauskommen. Zum einen hängt da dieses unübersehbare Schild an der Tür des Reichstages "Überzeugungen sind an der Garderobe abzugeben". Zum anderen ist es ja nicht schwer, weitgehenden Stillstand bei allgemeinen Steuererhöhung zum Stopfen der wachsenden Haushaltslöcher zu vereinbaren. Wie schnell das zu neuer Armut führen kann, mußte auch Stripperin Natascha Naschmich aus Berlin erfahren. Nach Wegfall aller steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für Beschaffung neuer Arbeitsmittel, konnte sie die Kosten für eine "Runderneuerung" ihrer Oberweite nicht mehr decken. Nun will der Schönheitschirurg, der die Operation durchgeführt hat, die Silikonpolster pfänden lassen und sie operativ entfernen. Sicher werden sie dann bei ‚Vpay’ als Dachbodenfund oder unter Sammeln & Seltenes angeboten. Die Niederländer sind da trotz ihres unterlegenen Höhenspiegels offenbar so gut, dass man dort sogar neue Steuerprivilegien gewähren kann. Einer niederländischen Künstlerin wurde es nach einer Entscheidung des königlichen Steuergerichts jedenfalls gestattet, ihre Ausbildung zur Hexe von der Steuer abzusetzen. Gegenstand der Ausbildung war unter anderem das Lernen von Zaubersprüchen und Weissagungen sowie der Umgang mit magischen Kräutern gewesen. Abschluss: Hexen-Zertifikat. Also das ist doch wohl... - also ich bitte Sie, junge Frau...

Bleibt noch die Frage nach der überflüssigen Frau des Monats. Die Frau Nahles und die Frau Wieczorek-Zeul hätten sich sicherlich qualifiziert. Leider ist es ihnen gelungen, als Kollateral-Nutzen ihres politischen Selbstmordes auch noch den Münte-Franz zu erledigen. Und der hat ja nun wirklich genervt. Schließlich darf man auch nicht vergessen, dass die ARD den SPD-Frauen eine heiße Konkurentin ins Rennen geschickt hat. Allein schon der Umstand, dass die Frau Catterfeld nun täglich zu sehen ist, reicht lässig aus, jedwede SPD-Tusse in den Hintergrund zu drängen. Ohnehin sind die im Begriff, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken und haben kaum mehr Aussicht auf Medienpräsenz außerhalb der Reservate von Phoenix und BR-Alpha. Aber mach’ ich es doch einfach für Sie. Tusch!

Überflüssige Frau des Monats wird... - Frau Yvonne Catterfeld. Ein Ehrenaward für das Lebenswerk als überflüssige Frau geht an Andrea Nah-dran-und-doch-wieder-vorbei-les und Heidemariejucheidideldidumm Wieczorek-Zeul.

Da wir schon dabei sind - zur überflüssigen Frauenkirche des Monats wird die von Bomber Harris voll auf die Zwölf getroffene und nun leider wieder hergerichtete Kirche im Zentrum von Dresden gewählt, deren wilhelminische Düsternis an sich schon jeden Wiederaufbau verboten hätte und die Dank der Verwendung einiger erhaltener Mauerstücke jetzt auch noch aussieht als hätte sie Masern.

Erwähnte ich bereits das Benehmen einiger Damen am Weihnachtsangebotstisch im Kaufhof am Alex? Ich sage Ihnen...

Winterlich-weihnachtliche Grüße vom Notebook-Krankenbett sendet Ihnen, Ihr Sudel Ede


oktober 2005

Zeitungen wachsen so langsam wie Wälder. Man kann sie aber auch in einer Nacht abbrennen.

Nun geschieht also im Großen, was man den Kleinen schon geraume Zeit ablesen’ kann. Meinungsbildung contra Geschäftszahlen. Der Verkauf des Traditionsblattes „Berliner Zeitung“ trifft hart, denn die wahre Gránde Dame des Berliners ansich gehört zum Berliner Verlag, dem auch unsere heißgeliebte Fratzen-Express-Lektüre "Berliner Kurier" und das Stadtmagazin "tip" angehören. Eine Premiere in der deutschen Verlagswirtschaft, der wir keine lange Spieldauer wünschen dürfen. Schließlich sind WIR Deutschland!

Mehr noch! Erika Berger stellte in der an diesen zwingend amüsanten TV-Spot anschließenden Sendung Dein Garten’ auf die Frage, warum ihr Dachgarten denn so wüst aussehe, eingangs so ungewollt treffend fest: „Weil ich eben eine alte Schlampe bin!“ Bravo! Selbsterkenntnis ist doch immer noch der beste Weg zur Besserung! Wir Deutschen werden erfreulicherweise sowieso immer humorvoller, wie ich mir begegnenden Plakataktionen wie: „Du bist hübsch!“, „Du bist Harz IV!“, „Du bist Kanzler!“, „Du bist Aldi!“ entnehmen kann.

Womit mich mein volkskundliches Interesse fabelwürdig zu letzterem führen soll. Schließlich werden hier Produkte angeboten, die noch vor kurzem als ausgesuchte Delikatessen galten. Kanadischer Wildreis etwa. Auch die Macadamia-Nuß, andernorts noch als teuerste Nuß der Welt’ beworben, liegt hier schon für 3,49 Euro das Viertelpfund aus. Irgendwie das deutsche Ikea – eben nur essbar. Seien Sie doch ehrlich – über das Hakenset Ömsen’, den Schnellkochtopf, der Love’ heißt und das Kaffeeservice „Gulasch“ schmunzeln doch schon Generationen von Billy-Besitzern. Aber wirklich wild ist eine Körperlotion, die nach einer in Greifswald gelegenen Klosterruine benannt ist (wer die Lösung weiß, kann ein original handgefertigtes, russisches Matroschka-Set gewinnen!). Ebenso ein Streichkäse, der sich Creme Noblesse’ nennt oder ein Fruchtaufstrich, der sich statt Konfi- oder Ouvertüre schlicht und schwul Marmelinchen’ nennt. Hanuta heißt Nutoka, Nudossi Nusskati, Speisepulver Albona, Milchprodukte Milsani und man hat die extra-ordinäre Auswahl zwischen den Speiseölen Butella’ und Brölio’. Wäre die Luft zum Atmen kein gottgewollter Naturgascocktail, hieße sie wohl Aerosinalco’ und wenn gar Ikea sie herstellen würde, bezöge sie wohl den Namen Stinkwolkens’...

Nun, David Montgomery’s Betonung darauf, dass er großen Respekt vor der deutschen Zeitungsindustrie habe und sehr gut wisse, dass der Berliner Verlag ein solides Unternehmen ist, kann man getrost überhören, wie uns die britische Kahlschlagmethode lehrt. „Wir werden die stolzen Hüter der Publikationen des Berliner Verlages sein und die höchsten Standards journalistischer Qualität, verlegerischer Integrität und guten Managements einhalten." Bleibt den Redakteuren lebenslange Ausdauer zu wünschen...

Herzlichst, Ihr Sudel Ede