auf
dem üblichen weg mit der u8 nach berlin mitte bin ich heute
mittag wieder einmal kontrolliert worden. es ist nicht die tatsache,
dass es das berufsbild des fahrkartenkontrolleurs überhaupt
gibt, es ist die art der ausführung, die mich irritiert:
die türen schliessen sich, die u-bahn fährt los. an
den entgegengesetzten enden des waggons springen zwei verwahrloste
personen auf. "schönen guten tach, die fahrscheine bitte".
der tonfall lässt keinen zweifel offen, dass der tag eines
jeden, der ohne gültigen fahrschein hier ist, nicht mehr
zu den guten tagen der woche gehören wird. mich durchzuckt
immer ein schreck, egal, ob ich weiß, wo mein fahrschein
steckt oder nicht. ich fahre nur noch im äußersten
notfall schwarz und auch nur, wenn nicht zwei verwahrloste gestalten
gemeinsam zusammen mit mir in die bahn steigen. ehe ich dieses
risiko eingehe, verpasse ich lieber eine bahn.
die jungen menschen nähern sich, einen wie selbstgebastelten
ausweis zur legitimation mit sich führend. hier wird mit
angst operiert. merkwürdige zivilisten mit nebulöser
befugnis bedrohen (meist) gesetzestreue, friedliebende passagiere.
reagiere ich zu heftig? vielleicht. paranoia heisst ja noch lange
nicht, dass einen keiner verfolgt.
mein fahrschein wird lieblos kontolliert und für gut befunden.
wenige schritte hinter meinem sitz heult eine weibliche stimme
auf: "ich von paris! ich kein geld! neiiin! ich von paris!
kein geld!" dann fängt das wesen, zu dem weder ich noch
ein anderer fahrgast sich umdreht, gellend an zu schreien. an
der nächsten station verlassen die kontrolleure und ihr fang
das abteil. ihre schreie verhallen erst, als sich die türen
schließen und die bahn die station verlässt. ich werde
nicht mehr schwarzfahren. oder doch noch einmal? nur zum test?
in paris?