heute gab es eine höchst unerwartete und schöne zwangspause in ganz mitte: gegen halb drei flackerten plötzlich die lichter im atelier dreimal auf, bevor sie langsam schwächer wurden und schließlich vollständig erlöschten. da mein notebook nicht auf die allgemeine stromverbindung angewiesen ist, realisierte ich erst einen momant später, was geschehen war. auf dem weg zum sicherungskasten fiel mir auf, dass auch in der alten schönhauser straße kein laden mehr beleuchtet war. ich öffnete die flügelfenster, steckte meinen kopf heraus und blickte nach rechts und links - und zeitgleich kam aus so ziemlich jedem fenster und jeder ladentür mindestens ein kopf, um genau das gleiche zu tun.
keine fünfzehn minuten später waren die meisten läden geschlossen. hunderte von leuten tummelten sich auf der straße und suchten sich sonnige plätze, um in aller ruhe mit den nachbarn ein schwätzchen zu halten. urlaubsstimmung mitten in der woche, nur nicht in der haarwerkstadt: sie machten aus der not eine tugend und schnitten beim licht von hundert kerzen unverdrossen weiter.
es dauerte etwas länger als eine stunde, bis es wieder strom gab. ganz plötzlich fühlte ich mich leicht hilflos. die neuen medien bestimmen mein arbeitsleben inzwischen viel zu sehr.
am abend war mir nach dem elektronischen wohnzimmer und ich machte mich dick gegen die kälte verpackt auf nach f'hain. ohne ansage fiel die veranstaltung aus, aber ich hatte glück, denn meine lieben waren bereits einträchtig im gespräch vertieft an der theke versammelt und freuten sich sehr, mich mal wieder zu sehen. die gesprächsthemen entwickelten sich letztendlich in so witzige richtungen, dass nanina taschentücher verteilen musste, um die lachtränen aufzufangen.
die komik dieses abends lässt sich für unbeteiligte nicht in all seiner tränentreibenden wirkung wiedergeben, deshalb geht an dieser stelle nur ein herzlicher gruß an die schamlose, höchst witzige runde - ich freue mich auf das nächste mal!