freitagabend. seit sonnenuntergang - ich korrigiere: seit es dunkler wurde, schüttet es wieder aus eimern. meine wohnung wird von wenigen lichtquellen erhellt, meine lounge und das sofa gleichen orientalischen lotterlagern. bücherstapel überall, aus der küche bahnen sich leckerste düfte den weg durch die wohnung. seit drei tagen koche ich jeden tag für mindestens vier personen, damit ich ein paar tage ruhe vor küchenarbeit habe - und esse alles bis zum abend auf. allein.
soeben erwische ich mich schon wieder mit einem löffel in der hand, meine jeans knöpfe ich schon gar nicht mehr zu, weil es so bequemer ist, mein bäuchlein ziehe ich nicht ein, weil es das vorrecht eines singles ist, sich in der eigenen wohnung einfach mal schamlos gehen zu lassen - und habe langsam angst, dass diese phase gar keine phase, sondern mein untergang ist.
ich muss schon wieder über mich lachen: soeben erhaschte ich einen blick auf mich selbst im spiegel: wilde frisur, aber durchaus ahnsehnlich, vor vergnügen blitzende augen, aufgeknöpfte jeans auf halbmast, nachlässig zugeknöpftes männerhemd, bäuchlein blitzt raus, wenn es nicht einziehe. ich sehe schamlos vergnügt und sehr entspannt aus - und bekomme den knoblauchgeschmack nicht eine sekunde von der zunge. knoblauch?

heute nachmittag bestand eine meiner mahlzeiten aus einer portion nudeln mit unaständig viel knobi - ich schätze circa sechs bis sieben gigantische zehen. vor dem ersten bissen überlegte ich noch, ob ich heute tatsächlich nicht mehr das haus verlassen würde, und verputzte dann genüsslich das überaus leckere mahl.
zwei stunden später klingelte mein telefon: ein lieber, alter bekannter lud mich für den heutigen abend zu einer houseparty im schloss scharlottenburg ein. sommerabschlussparty, charity veranstaltung, annehmbare djs, partygäste in abendgarderobe, vip-karten. dinner und freicocktails in unbegrenzten maßen inklusive. dazu die begleitung von ihm und dreien meiner liebsten freunde. mit großem bedauern musste ich ablehnen.

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