-13.08.2007 >>> was ich bin

montag. beerdigung eines sehr, sehr lieben freundes der familie. die letzten male, als ich ihn sah, habe ich mich bereits so verabschiedet, als ob wir uns nicht wiedersehen würden, denn er war seit jahren schon sehr krank. das unausweichliche ist viel zu früh eingetreten und heute gab es die obligatorische christliche abschiedsfeier dazu. sie wurde ihm nicht gerecht.
die dorfkapelle war wunderschön hergerichtet, aber leider viel zu klein für all die trauernden. die pastorin hatte eine stimme, die sich bei jedem satz wie eine spitzhacke drehend in mein hirn bohrte. natürlich war es trotzdem sehr emotional, aber es ging mir nicht wirklich zu herzen. vielleicht war auch der sauerstoffmangel schuld.
eventuell bin ich aber auch zu verwöhnt, was individuelle abschiedszeremonien angeht - bei den (zum glück wenigen) beerdigungen in den letzten jahren wurden sehr intime, liebevolle, den wünschen der verstorbenen entsprechende feiern abgehalten, bei denen ich mich trotz allen kummers wohlfühlte, dem verstorbenen nahe war und in meiner trauer aufgefangen wurde. heute fühlte ich mich eher allein, obwohl meine familie bei mir war. die witwe wurde beim letzten abschiednehmen nicht mal von ihrer familie gestützt und ich war zu eingekeilt, um zu ihr zu gelangen. ich war entsetzt. mein bruder empfand es genau wie ich.
auf dem weg nach hause bat ich ihn um folgendes (sofern er mich denn überleben sollte):
- bitte, bitte keine orgel, sondern piano oder jazzkombo. und einen geistlichen mit schöner stimme.
- einäschern lassen, die urne plündern und mit irgendwelchen verfügbaren ascheresten auffüllen. meine reste an der wunderbarsten silvesterrakte befestigen, die aufzufinden ist, und dann will ich nachts auf einer party mit all meinen noch verbliebenen freunden am meer in den himmel geschossen werden, wo ich funkelnd über dem wasser verglühe.


nach der gedenkfeier passte mich eine nachbarin ab.
sie freute sich sehr, mich zu sehen und stellte mir die üblichen fragen, gefolgt von:
"und? was bist du?"
mit einem erstaunten blick antwortete ich "abgesehen von diesem moment sehr glücklich."
"nein, was bist du?" und zeigte auf meine hände.
"rapper? dachte ich, aber heraus kam: "momentan verwirrt. was willst du genau wissen?"
"bist du verlobt oder verheiratet?"

ich konnte nur verwundert schauen und erklären, dass diese frage in meinem lebenskonzept keine grundlage hat.
zumindest hatte ich die verwirrung damit weitergegeben.

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