montag.
beerdigung eines sehr, sehr lieben freundes der familie. die letzten
male, als ich ihn sah, habe ich mich bereits so verabschiedet,
als ob wir uns nicht wiedersehen würden, denn er war seit
jahren schon sehr krank. das unausweichliche ist viel zu früh
eingetreten und heute gab es die obligatorische christliche abschiedsfeier
dazu. sie wurde ihm nicht gerecht.
die dorfkapelle war wunderschön hergerichtet, aber leider
viel zu klein für all die trauernden. die pastorin hatte
eine stimme, die sich bei jedem satz wie eine spitzhacke drehend
in mein hirn bohrte. natürlich war es trotzdem sehr emotional,
aber es ging mir nicht wirklich zu herzen. vielleicht war auch
der sauerstoffmangel schuld.
eventuell bin ich aber auch zu verwöhnt, was individuelle
abschiedszeremonien angeht - bei den (zum glück wenigen)
beerdigungen in den letzten jahren wurden sehr intime, liebevolle,
den wünschen der verstorbenen entsprechende feiern abgehalten,
bei denen ich mich trotz allen kummers wohlfühlte, dem verstorbenen
nahe war und in meiner trauer aufgefangen wurde. heute fühlte
ich mich eher allein, obwohl meine familie bei mir war. die witwe
wurde beim letzten abschiednehmen nicht mal von ihrer familie
gestützt und ich war zu eingekeilt, um zu ihr zu gelangen.
ich war entsetzt. mein bruder empfand es genau wie ich.
auf dem weg nach hause bat ich ihn um folgendes (sofern er mich
denn überleben sollte):
-
bitte, bitte keine orgel, sondern piano oder jazzkombo. und einen
geistlichen mit schöner stimme.
- einäschern lassen, die urne plündern und mit irgendwelchen
verfügbaren ascheresten auffüllen. meine reste an der
wunderbarsten silvesterrakte befestigen, die aufzufinden ist,
und dann will ich nachts auf einer party mit all meinen noch verbliebenen
freunden am meer in den himmel geschossen werden, wo ich funkelnd
über dem wasser verglühe.
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nach
der gedenkfeier passte mich eine nachbarin ab.
sie freute sich sehr, mich zu sehen und stellte mir die üblichen
fragen, gefolgt von:
"und? was bist du?"
mit einem erstaunten blick antwortete ich "abgesehen von diesem
moment sehr glücklich."
"nein, was bist du?" und zeigte auf meine hände.
"rapper? dachte ich, aber heraus kam: "momentan verwirrt.
was willst du genau wissen?"
"bist du verlobt oder verheiratet?"
ich konnte nur verwundert schauen und erklären, dass diese
frage in meinem lebenskonzept keine grundlage hat.
zumindest hatte ich die verwirrung damit weitergegeben.
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