einundreißig
grad im schatten in der hauptstadt. leider gibt es auf den straßen
kaum schatten, denn die drei hochhäuser in mitte sind nicht
gigantisch genug, um die darunterliegenden straßen zu kühlen.
vom anorexischen schatten des fernsehturmes will ich gar nicht
erst anfangen.
selbst ich habe mich der regel "es gibt kein schlechtes wetter,
es gibt nur falsche kleidung" gebeugt und trage nur unwesentlich
mehr als kurzen rock, hemdchen und flip flops während der
glühenden und gleichzeitig feuchten tagesstunden.
was unvorhergesehen probleme mit sich bringt: wie, zur hölle,
fähre ich bitte dezent auf dem cruiser im hochrutschenden
rock?? (neue gewohnheiten - neue probleme...).
am morgen ist es mir gar nicht aufgefallen; die straßen
waren fast leer und ich war zu müde, um mir um derart ausufernde
äußerlichkeiten gedanken zu machen. bei der heimfahrt
sah es anders aus: die bürgersteige voll von touristen, nach
dem dritten eindeutigen grinsen in richtung meines sattels nach
nur wenigen metern drehte ich spontan um und fuhr in den innenhof
des ateliers zurück.
während ich noch nachdenklich (und am rocksaum zerrend) auf
dem rad sitzend in meinen eigenen schoß starre, klappt plötzlich
die tür zum hof und ein bandmitglied von the boss hoss (war
gerade zur schmuckanprobe bei uns) steht vor mir.
ebenfalls grinsend. "alles ok bei dir?"
"ich habe ein problem." murmele ich, während ich
den blick langsam noch oben gleiten lass, aber nicht zu weit nach
oben, denn dieser mann ist klein. einblickswinkeltechnisch ungünstig
klein.
während ich die knie noch weiter zusammendrücke und
fast, aber nur fast, das gleichgewicht verliere, schaffe ich es,
darüber nachzudenken, ob so chronische x-beinigkeit beginnt,
während ich gleichzeitig ein entspanntes lächeln produziere,
denn ich habe plötzlich eine etwas unkonventionelle idee.
multitasking deluxe.
"könntest du dich bitte da vorn kurz hinstellen und
in meine richtung schauen?"
er tut es. und grinst.
"ich weiß nicht, wie ich dezent radfahren soll in diesem
rock und ich brauche hilfe. kannst du gerade etwas sehen, was
du nicht sehen solltest?"
er lacht und schaut dabei nicht in mein gesicht.
ich korrigiere meine haltung ein wenig. "und jetzt?"
"geht gerade so."
"für dich oder für mich?"
"für mich."
ich korrigiere ein weiteres mal. sein blick geht nach oben und
bleibt bei meinen augen hängen. .
grünes licht für die heimfahrt!
ich bedanke mich herzlich.
er bedankt sich herzlich.
ich fahre nach hause. immer noch bekomme ich von zeit zu zeit
ein grinsen, aber hey: es ist sommer.
ich will keine x-beine.
und weggucken geht schließlich auch.