ich
bin verzweifelt. warum habe ich mit hingabe (und ohne abschluss)
dreizehn semester innenarchitektur studiert, wenn ich es jetzt
nicht mal schaffe, mein sonniges zimmer mit flussblick in den
perfekten raum zu verwandeln? habe ich bis jetzt nur wunderschöne
zimmer und wohnungen geschaffen, weil sie niemals die sonne sahen?
bin ich eine meisterin der schattenwelten?
noch einmal ein kleiner überblick über die aktionen
seit meinem einzug:
- drei wände werden fliederfarben gestrichen ("der milkafarbene
alptraum")
- zwei wände werden in einem helleren ton übergestrichen,
die dritte wand verwandelt sich nach drei schichten zurück
in ihren weißen ursprung (das resultat: jeden morgen wache
ich auf und überlege, ob das wirklich die richtige farbwahl
war. um diesem zwiespalt zu entgehen, muss etwas geschehen)
- meerblau fände ich sehr cool, aber ich entscheide mich
spontan zu einem dezenten silberton ( überlegt, gekauft,
getan - der silberton ist großartig, aber leider nur auf
einer perfekt gespachtelten, glatten wand. auf meinem untergrund
sieht er aus wie beton. menno!)
- ich streiche den betonfarbenen schiet weiß. die kopfwand
bleibt fliederfarben - und siehe da: plötzlich passt alles
und das konzept für die wohnung steht: alle räume bleiben
weiß, aber in jedem raum wird eine wand in einer meiner
intensiven lieblingsfarben gestrichen. im kontrast zu dem reinen
weiß ist das großartig - egal, wie schräg die
farbe ist...
der
chef der malerfirma war gerade hier, um meiner beschwerde nachzugehen.
er gab mir recht: die erledigten arbeiten sind nicht fachgerecht
erledigt worden - allerding hatte meine wohngesellschaft auch
nur verlangt, die löcher zuzuspachteln und überzustreichen.
es war niemals die rede davon, glatte wände zu schaffen.
willkommen in der echten welt!
während
der niemals endenden malerarbeiten höre ich radio fritz.
nach drei stunden fällt mir auf, dass in dieser stadt offensichtlich
ständig arlarm herrscht: ein verkehrschaos nach der sperrung
von mitte, 16 km stau auf dem stadtring noch vor neun uhr morgens
(seit ich viel allein schlafe, habe ich mein lange angezüchtetes
schlafdefizit aufgeholt und wache jeden morgen lange vor acht
auf), sperrungen wegen demonstrationen, wetterchaos in der umgebung...
ein
herzlicher dank geht an dieser stelle an den chef von udo, der
ihm zum nikolaustag eine flasche schampus zukommen ließ.
udo war entsetzt, dass er diesen tag der geschenke verpennt hatte
(zum ersten mal, seit ich ihn kenn - hoch lebe der auszug!) und
verfschenkte die flasche weiter. an mich. ich habe dieses willkommene
renovierungsgeschenk inzwischen zur hälfte geleert (ohne
frühstück) und mein kopf schwebt in den wolken.