inzwischen
ist es samstagmittag. seit neun bin ich allein und genieße
den sonnenschein, der zauberhafte schattenspiele in mein schlafzimmer
wirft, trinke cappuccino, lese, schlafe und lasse die seele baumeln.
da das großartige wetter mich langsam aber sicher rauslockt,
werde ich den designmarkt an der frankfurter allee besuchen. geld
habe ich zwar kaum noch, aber lange streichhölzer werde ich
mir wohl noch leisten können.
von den schneechaos in nrw habe ich nur am rande etwas mitbekommen.
so ganz ohne nachrichten ist es schon ein wenig komisch, aber
als enspannte bewohnerin der realitätsfreien räume werde
ich wohl bis montag warten können, um alles wichtige zu erfahren.
vielleicht versuche ich es ein weiteres mal mit einem hot spot-café;
vielleicht hilft mir ja jemand auf den sprung ins internet.
heute
kommt mir das leben hier vor, wie im uni-wohnheim. ich bekomme
alles mit, was die nachbarn über (schauen gerne lange fern,
laufen wenig über die knatschenden dielen und hören
gelegentlich techno) und unter mir (türkische familie mit
zwei (?) kindern, die jeden morgen um kurz nach sieben einen hüdenlauf
rund um die wohnung machen - ca. sieben mal umrunden sie alle
zimmer, am nachmittag trifft sich die frau des hauses gern mit
freundinnen und diskutiert lautstark, sie lieben countrymusik
und singen gern) veranstalten - aber es ist mir egal. wenn ich
die musik lauterdrehe, sind sie komplett ausgeblendet. was sie
von mir halten? zieht seit zwei wochen ein, räumt ständig
lautstark um, tanzt permanent auf quietschenden dielen, hat gerne
besuch über fünf tage, der nicht schläft und permanent
lacht). klingt ausgeglichen.
der
schöne tag verwandelte sich sehr schnell in etwas ganz anderes:
kaum hatte ich die wohnung verlassen, bekam ich einen strafzettel
fürs zweiminütige parken in zweiter reihe vor udos haustür.
in einer straße, in der in den letzten 15 monaten zwei tote
gefunden wurden (einer davon in vielen teilen), mein auto vier
mal aufgebrochen wurde, bandenkriege und drogenhehlerreien an
der tagesordnung sind, passiert mir sowas? vielen dank auch.
dann verlor ich zwanzig euro, zertrat eine meiner lieblingssonnenbrillen
- und das ganze innerhalb von nicht mal zwanzig minuten. ein badezimmer
spiegel zerbrach, den rücken habe ich mir auch noch verhoben
- und jetzt bleibe ich einfach in meiner sonnigen wohnung und
warte darauf, dass dieser nachmittag vorüber geht. vielleicht
sollte ich schon mal anfangen, meine vierzig scheiben (in sechzehn
fenstern) im wohnzimmer zu putzen...
nach
einer kleinen, nachmittagfüllenden rettungsaktion (geplatzter
reifen) in eisiger kälte musste ich mal wieder feststellen:
shit happens. jeden tag. überall. ich habe meinen für
dieses jahr hoffentlich hinter mir.
inzwischen
ist es fast mitternacht. ich werde von matze und udo mit rumpsteak
und anderen leckereien bekocht - und danach geht es auf ein, zwei
cocktails ins bloona (luxomat im exil). der abend ist gerettet!