montag...
nach zwei wochen regen und relativer kälte scheint heute
zum ersten mal wieder die sonne. auf der straße in mitte
herrscht uneinigkeit darüber, was die angebrachte kleidung
sein sollte: von winterjacken bis zur puren sommerentblößung
ist alles dabei.
mein
tag begann nicht wirklich gut. aufgrund eines böse schmerzenden
halses entschloss ich mich, zuhause zu arbeiten. auf meine nachricht
an meinen chef kam folgende antwort: "schlechter zeitpunkt
fürs homeoffice, wir sind alle in kopenhagen. jemand muss
die praktikanten reinlassen und beschäftigen - und zwar du."
bei meiner hastigen anreise per cruiser (mit einer stunde verspätung)
am vermutlich größten fußgängerüberweg
berlins, auf dem alexanderplatz, im schatten des fernsehtums,
an einer roten ampel verweilen. auf dem mittelstreifen standen
vier gutgelaunte, gebräunte polizisten unterschiedlichen
alters. während ich noch überlegte, dass dem jüngsten
die hosen gar nicht mal schlecht standen, fuhr ich los. die geballte
bande staatsgewalt sprang mir in den weg, hielt mich am lenker
fest. der älteste begann, mich auf zehenspitzen stehend,
mit ständig ansteigender lautstärke anzuschreien: "es
ist ja wohl nicht dein ernst, hier seelenruhig über den fußgängerweg
zu fahren, während ich hier langgehe! du hast wohl zuviel
geld! (bei geld kippte die stimme ganz leicht) das ist eine ordnungswidrigkeit,
wie sie im buche steht!" seine adern an stirn und hals begannen
bedrohlich anzuschwellen. "wenn du jetzt sofort absteigst,
bleibt diese belehrung kostenlos!"
da ich eh nichts mehr sehen konnte, weil mir das blut aus dem
geplatzten trommelfell innen an den augen runterlief, stieg ich
ab und durfte tatsächlich weiterziehen, ohne geld zahlen
zu müssen. zu meiner schande muss ich gestehen, dass ich
nicht mal wusste, dass ein gesetz dieser art existiert. ich lerne
nie aus... nicht mal montagsmorgens.
mitleidiges gemurmel nahm ich noch beim weiterschieben wahr. die
vielen passanten, die sich das schauspiel genüsslich angesehen
hatten, waren offensichtlich auf der seite der radfahrerin. es
waren wohl keine eltern dabei.