-03.08.2006 >>> the invisible line

fünf uhr ist die geheime, magische grenze der nacht. ab fünf uhr ist die nacht etwas besonderes, fast so, als würde ich sie mir vom nächsten tag nur ausborgen. ab fünf uhr ist es draußen allerdings auch so hell, dass die vor fünf minuten im club noch romantisch verlebten gestalten zu monstren mutieren. diese gestalten will ich nicht sehen, deshalb versuche ich grundsätzlich, vor sonnenaufgang daheim zu sein. irgendwo zwischen ende zwanzig und anfang dreißig gibt es eine unsichtbare linie, und nachdem sie überschritten wurde, ist ausgehen nicht mehr so, wie es vorher war. ganz plötzlich ist es wichtiger, am nächsten tag ausgeschlafen in den tag zu starten, das arbeitspensum locker zu schaffen, zwischendurch im café zu sitzen, aktiv und aufnahmefähig den tag zu erleben. ich will meine tage nicht mehr völlig übermüdet ableben. ich bin immer noch nicht erwachsen, aber auf dem weg dorthin. seitdem überschreite ich diese magische grenze nur noch mit vorsatz.
heute war eine dieser nächte: nach einem sehr schönen essen und einem besuch im studio bei einer bekannten deutschen band sind wir in einen schrägen, bunten, illegalen club umgezogen, und haben bis zum morgengrauen zusammengesessen. ich konnte mich entspannt zurücklehnen und beobachten. ich habe den mund nur aufgemacht, wenn es nötig war und folgendes beobachtet: wenn der club sich zu leeren beginnt, halten die übrig gebliebenen zusammen, vielleicht, um dem morgen etwas entgegen setzen zu können. die gespräche erreichen auf einmal eine stärkere intensität und nähe, damit ja keiner auf die idee kommt, aufzubrechen, auszubrechen. mit viel glück kann dies etwas ganz besonderes sein...
ich habe diese nacht sehr genossen und beschlossen, unter umständen doch von zeit zu zeit mal wieder auszugehen. bei besonderen gelegenheiten, mit besonderen menschen, denn ganz so erwachsen bin ich anscheinend doch noch nicht...


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