fünf
uhr ist die geheime, magische grenze der nacht. ab fünf uhr
ist die nacht etwas besonderes, fast so, als würde ich sie
mir vom nächsten tag nur ausborgen. ab fünf uhr ist es
draußen allerdings auch so hell, dass die vor fünf minuten
im club noch romantisch verlebten gestalten zu monstren mutieren.
diese gestalten will ich nicht sehen, deshalb versuche ich grundsätzlich,
vor sonnenaufgang daheim zu sein. irgendwo zwischen ende zwanzig
und anfang dreißig gibt es eine unsichtbare linie, und nachdem
sie überschritten wurde, ist ausgehen nicht mehr so, wie es
vorher war. ganz plötzlich ist es wichtiger, am nächsten
tag ausgeschlafen in den tag zu starten, das arbeitspensum locker
zu schaffen, zwischendurch im café zu sitzen, aktiv und aufnahmefähig
den tag zu erleben. ich will meine tage nicht mehr völlig übermüdet
ableben. ich bin immer noch nicht erwachsen, aber auf dem weg dorthin.
seitdem überschreite ich diese magische grenze nur noch mit
vorsatz.
heute war eine dieser nächte: nach einem sehr schönen
essen und einem besuch im studio bei einer bekannten deutschen band
sind wir in einen schrägen, bunten, illegalen club umgezogen,
und haben bis zum morgengrauen zusammengesessen. ich konnte mich
entspannt zurücklehnen und beobachten. ich habe den mund nur
aufgemacht, wenn es nötig war und folgendes beobachtet: wenn
der club sich zu leeren beginnt, halten die übrig gebliebenen
zusammen, vielleicht, um dem morgen etwas entgegen setzen zu können.
die gespräche erreichen auf einmal eine stärkere intensität
und nähe, damit ja keiner auf die idee kommt, aufzubrechen,
auszubrechen. mit viel glück kann dies etwas ganz besonderes
sein...
ich habe diese nacht sehr genossen und beschlossen, unter umständen
doch von zeit zu zeit mal wieder auszugehen. bei besonderen gelegenheiten,
mit besonderen menschen, denn ganz so erwachsen bin ich anscheinend
doch noch nicht...
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