aufgrund eines grippalen infektes habe ich den heutigen tag fast
vollständig in meinem schlafzimmer verbracht. die vorhänge
wehen wie ein geblähtes segel über mir im wind, ein
kühler luftzug umfließt permanent meinen körper.
ich leide, schlafe, erhole mich. durch die geöffneten fenster
bekomme ich das leben in meinem innenhof hautnah mit: diese geschlossenen,
kleinen universen habe ich vor berlin nicht gekannt...
nur ein kleiner teil, der sicher neunzig wohneinheiten, die sich
zum hof hin öfnen, hat ein für mich hörbares leben.
langsam kann ich die geräusche zuordnen. abgesehen von dem
ständig poppenden paar in meinem haus (welches heute nacht
zweimal mit lauten schreien schamlos in die nacht explodierte)
höre ich ständig technomusik aus ebenfalls meinem haus,
eine türkische familie gegenüber hört heimische
schlager, beide halten die musik in einer absolut akzeptabelen
lautstärke. eine sehr gastfreundliche familie mit balkon
gegenüber von meinem schlafzimmer trinkt regelmäßig
und viel in den abendstunden mit ihren gästen und dann ist
da noch der irre lacher. der irre lacher hat anfälle von
heiterkeit, die unglaublich laut sind, aber nicht eine sekunde
fröhlichkeit transportieren. der irre lacher lacht, bis er
kollabiert oder von besuchern ruhiggestellt wird. sein lachen
ist verzweifelt, beängstigend, einsam und traurig. glücklicherweise
hat er seine anfälle nur ein bis zweimal am tag. wenn er
anfängt, schließe ich meine doppelten fensterflügel
für zwanzig minuten, ich ertrage es nicht. anderen geht es
ähnlich, während ich noch mit dem wehenden vorhang kämpfe,
höre ich, wie andere fenster zuknallen.
eingelullt von den hunderten von vögeln, die den ganzen tag
hier singen, schlafe ich immer wieder ein, aber das poppende paar
hat mich heute auch tagsüber schon zwei mal geweckt. ich
höre sie nicht nur über den hof sondern auch durch die
decke. ihre ausdauer und ihr enthusiasmus sind bewundernswert.