gegen acht uhr erwachte ich ausgeschlafen und ausgeprochen gut
gelaunt. die sonne ging soeben blutrot auf. mein atem gefror an
der innenseite der scheibe: die russische kälte ist tatsächlich
da! ich verkroch mich zurück in die warmen decken.
später: eingepackt in zwei jacken, rentiersocken in dicken
schuhen, einem drei meter langen schal und gefütterten handschuhen
machte ich mich auf den weg zum freischwimmer, um genüsslich
auf dem wasser vor dem kamin meinen spiegel zu lesen. ich wählte
den etwas längeren weg am kanal entlang. vom zugefrorenen
kanal bekam ich nicht viel mit, weil ich jeden einzelnen schritt
auf dem dick vereisten boden beobachten musste, um mir nicht den
steiß zu prellen. mein weg war übersät von funkenden,
glitzernden diamanten - es strahlte nahezu überirdisch um
mich herum... eine dritte jacke hätte trotzdem nicht geschadet.
im freischwimmer hielt ich mich fast zwei stunden auf, trank einen
milchkaffe mit doppeltem espresso, aß den größten
bagel der welt, lauschte heimlich der gruppe franzosen, die sich
mit in meine sofaecke vor dem feuer gesellten und wäre vor
wohlbehagen am liebsten an ort und stelle eingeschlafen, aber
die espressi ließen mich nicht...
das podest auf dem balkon ist hergerichtet, ich werde den rest
des nachmittages in der sonne verbringen. schlafend, falls die
wirkung des kaffees irgendwann mal nachlässt.