ein
hoch auf die ignoranz! gut gelaunt machte ich mich auf meinen
weg in den momentanen lieblingskiez. fünfhundert meter vor
meinem ziel dann die überraschung: der gesamte boxhagener
platz war durch hundertschaften dick gepolsterter einsatzkräfte
in grün abgeriegelt. ich hatte am nachmittag zwar etwas in
diese richtung recherchiert, aber allen trubel auf kreuzberg bezogen
und die ganze sache schon wieder vergessen. die informationen
über beltane und walpurgis waren einfach interessanter.
rund
um den boxhagener platz versammelten sich horden von dunkel gekleideten,
meist angetrunkenen irokesen-trägern (neben anderen haarigen
entgleisungen). laute reden über die diversen formen der
ungerechtigkeit wurden geschwungen. die stimmung schwankte je
nach aufenthaltsort (entfernung vom rednerpult) zwischen volkspark,
cottbus beim abstieg in die zweite liga und sozialer frustentladung.
in umgekehrter reihenfolge, versteht sich.
ahnungslos hatte trug ich frühlingsfarben und pradas - über
die ich letztendlich sehr froh war, denn die dicke ledersohle
schütze besser vor flaschenbruch als meine geliebten, durchgerockten
sneaker. selten war ich so außerhalb jeden dresscodes wie
heute und selten habe ich es so genossen.
ein kleines manko war der gefühlte zwei meter breite lenker
meines cruisers, mit dem ich mich durch die massen drängen
musste. ich hätte problemlos außen rum fahren können,
aber dieses erlebnis wollte ich mir nicht nehmen lassen. die uniformierten
wälle ließen mich anstandslos und unkontrolliert passieren,
obwohl ich in meiner jacke kiloweise flaschen und steine hätte
transportieren können. jeden tag freue ich mich wieder über
die gabe des überaus charmanten lächelns.
mein ziel, das bloona, lag im auge des sturmes, komplett abgeriegelt
durch die demonstrierte staatsgewalt. mobile flutlichter tauchten
jede ecke des parks in kamerataugliches licht.
blick vom bloona in richtung modersohnbrücke:
|
ab
zehn war (offizieller?) krawallbeginn angesagt. die ersten kamerateams
erschienen gegen kurz vor diesem termin. zeitgleich zogen die
grünen männchen die masken vor ihre helmbewehrten gesichter
und formierten sich zu kleinen grüppchen (rücken an
der wand oder am einsatzwagen), jeder laute rufer wurde abgedrängt
und sofort aus der gefahrenzone geschafft, notfalls mit hilfe
von sechs bis zehn kollegen. ebenfalls eskortiert wurden anwohner
mit flaschen im gepäck, allerdings immer nur von einem einzelnen
wächter. ich sah einige kamerateams, viele betrunkene, noch
mehr glasbruch, keine offene gewalt und keinerlei eskalationen.
statt dessen rudelbildung, saufgelage, trommeln und gesänge...
aber es war ja auch erst halb drei. auf dem weg nach hause das
umgekehrte phänomen: fünfhundert meter vom trubel entfernt
lag berlin in friedlicher ruhe.
ist mein in den randbezirken kreuzbergs parkendes auto eigentlich
gegen diese art von krawallen versichert? wenn ja, dann sollte
es bis morgen abend brennen - die versicherung zahlt sicher mehr
als der afrikanische seelenhändler, der mir immer visitenkarten
in die scheibendichtung steckt.
p.s.
einige der uniformträgern hatten verdammt knackige ärsche.
ein herzliches dankeschön geht an dieser stelle an o., der
mich erst darauf aufmerksam machen musste.
matrosen finde ich trotzdem schicker.
spiegel
online meldet heute morgen: "Die Berliner Polizei war überrascht:
Die Walpurgisnacht verlief im gesamten Stadtgebiet unerwartet
ruhig. Nur im Stadtteil Friedrichshain mussten die Beamten einen
Platz räumen. Dabei warfen einige Jugendliche mit Flaschen
und Knallkörpern und es kam zu Rangeleien mit den Polizisten.
Rund 48 Menschen wurden wegen Drogen- und Waffenbesitzes festgenommen."
nachtrag:
am ersten mai brannte genau ein auto. leider nicht meins.