-01.05.2006 >>> mob vulgaris

ein hoch auf die ignoranz! gut gelaunt machte ich mich auf meinen weg in den momentanen lieblingskiez. fünfhundert meter vor meinem ziel dann die überraschung: der gesamte boxhagener platz war durch hundertschaften dick gepolsterter einsatzkräfte in grün abgeriegelt. ich hatte am nachmittag zwar etwas in diese richtung recherchiert, aber allen trubel auf kreuzberg bezogen und die ganze sache schon wieder vergessen. die informationen über beltane und walpurgis waren einfach interessanter.

rund um den boxhagener platz versammelten sich horden von dunkel gekleideten, meist angetrunkenen irokesen-trägern (neben anderen haarigen entgleisungen). laute reden über die diversen formen der ungerechtigkeit wurden geschwungen. die stimmung schwankte je nach aufenthaltsort (entfernung vom rednerpult) zwischen volkspark, cottbus beim abstieg in die zweite liga und sozialer frustentladung. in umgekehrter reihenfolge, versteht sich.
ahnungslos hatte trug ich frühlingsfarben und pradas - über die ich letztendlich sehr froh war, denn die dicke ledersohle schütze besser vor flaschenbruch als meine geliebten, durchgerockten sneaker. selten war ich so außerhalb jeden dresscodes wie heute und selten habe ich es so genossen.
ein kleines manko war der gefühlte zwei meter breite lenker meines cruisers, mit dem ich mich durch die massen drängen musste. ich hätte problemlos außen rum fahren können, aber dieses erlebnis wollte ich mir nicht nehmen lassen. die uniformierten wälle ließen mich anstandslos und unkontrolliert passieren, obwohl ich in meiner jacke kiloweise flaschen und steine hätte transportieren können. jeden tag freue ich mich wieder über die gabe des überaus charmanten lächelns.
mein ziel, das bloona, lag im auge des sturmes, komplett abgeriegelt durch die demonstrierte staatsgewalt. mobile flutlichter tauchten jede ecke des parks in kamerataugliches licht.
blick vom bloona in richtung modersohnbrücke:

ab zehn war (offizieller?) krawallbeginn angesagt. die ersten kamerateams erschienen gegen kurz vor diesem termin. zeitgleich zogen die grünen männchen die masken vor ihre helmbewehrten gesichter und formierten sich zu kleinen grüppchen (rücken an der wand oder am einsatzwagen), jeder laute rufer wurde abgedrängt und sofort aus der gefahrenzone geschafft, notfalls mit hilfe von sechs bis zehn kollegen. ebenfalls eskortiert wurden anwohner mit flaschen im gepäck, allerdings immer nur von einem einzelnen wächter. ich sah einige kamerateams, viele betrunkene, noch mehr glasbruch, keine offene gewalt und keinerlei eskalationen. statt dessen rudelbildung, saufgelage, trommeln und gesänge... aber es war ja auch erst halb drei. auf dem weg nach hause das umgekehrte phänomen: fünfhundert meter vom trubel entfernt lag berlin in friedlicher ruhe.

ist mein in den randbezirken kreuzbergs parkendes auto eigentlich gegen diese art von krawallen versichert? wenn ja, dann sollte es bis morgen abend brennen - die versicherung zahlt sicher mehr als der afrikanische seelenhändler, der mir immer visitenkarten in die scheibendichtung steckt.

p.s. einige der uniformträgern hatten verdammt knackige ärsche. ein herzliches dankeschön geht an dieser stelle an o., der mich erst darauf aufmerksam machen musste.
matrosen finde ich trotzdem schicker.

spiegel online meldet heute morgen: "Die Berliner Polizei war überrascht: Die Walpurgisnacht verlief im gesamten Stadtgebiet unerwartet ruhig. Nur im Stadtteil Friedrichshain mussten die Beamten einen Platz räumen. Dabei warfen einige Jugendliche mit Flaschen und Knallkörpern und es kam zu Rangeleien mit den Polizisten. Rund 48 Menschen wurden wegen Drogen- und Waffenbesitzes festgenommen."

nachtrag: am ersten mai brannte genau ein auto. leider nicht meins.

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