ein
dem reise- und feierwahn gewidmetes wochenende liegt hinter mir,
der wochenanfang mit dementsprechenden schwierigkeiten ebenfalls.
ich bin so froh, dass ich dienstags und freitags zuhause arbeiten
kann - ich finde kaum passenden worte dafür...
frank
und sein geschäftspartner norman haben mich am samstag bis
hannover mitgenommen. wieder einmal bin ich erstaunt, dass in
einen so harmlos klingenden satz so viele erlebnisse passen:
es
begann damit, dass norman (stockschwul und arschcool) sich bis
freitagabend, sehr spät, nicht bei uns meldete, um die samstagmorgendliche
abfahrtzeit bekannt zu geben.
während frank langsam und intensiv ausrastete und sich seine
rache in schillerndsten farben ausmalte, bleib ich sehr entspannt,
denn ich wäre schon ganz gern einfach mal daheim geblieben.
kurz vor mitternacht rief uns ein sehr betrunkener norman an (sauna
+ bier = fatale mischung) um uns mitzuteilen, dass er am nächsten
morgen um acht bei uns sein würde, sofern er in seinem zustand
den wecker hören würde.
pünktlich
stand er am nächsten morgen vor meiner tür und wurde
mit kaffee versorgt, während ich meine sachen zusammensuchte.
bis zuletzt hatte ich gehofft, in berlin bleiben zu können.
frank
hatte zwar angedroht, mich im fall der fälle in den nächsten
ice zu setzen, da er verantwortlich für seinen partner und
nicht eingehaltene zusagen sei, wusste aber nicht, dass ich über
sämtliche versuche seinerseits nur milde gelächelt bis
herzlich gelacht hätte. das kräftemessen blieb aus -
wir werden ein anderes mal austesten, wer hartnäckiger ist.
die
gesamte fahrt setzte den beginn der reise fort - eine zwei stunden-total-sperrung
auf der a2 bei wolfsburg verschlief ich konsequent, beim folgenden
stadtplanlesen bis zu meinen freunden in hannover verwechselte
ich ohne ausnahme rechts und links, was norman nichts ausmachte,
denn er starrte während der gesamten fahrt nach nicht sichtbaren
männerärschen. wie auch während der zwei cebit-besuche
während der folgenden vierundzwanzig stunden. frank dagegen
war nach wie vor unentspannt aber ausgesprochen beherrscht.
endlich
kamen wir mit sechsstündiger verspätung bei meinem patenkind
in hannover an. frank war erleichtert, ich ebenfalls, norman beäugte
meinen bruder und marco, den gastgeber, heimlich wie lecker präsentiertes
frischfleisch. sie brachen dann recht schnell zur messe auf. allerdings
nicht, ohne dass norman vorher unbeabsichtigt eine bombe platzen
ließ, denn niemand aus meiner familie oder freundeskreis
hatte bis dato eine ahnung von franks und meiner ...verbindung.
nun ja, das geheimnis ist keines mehr - mal sehen, was passiert.
mein
bruder und seine freundin hatten längst alles erledigt, was
dort geplant war (wohnung kindersicher machen). mein exfreund
(und vater des kleinen nachwuchses) kochte uns noch schnell etwas
leckeres, dann mussten wir auch schon nach bielefeld aufbrechen.
die
beiden setzten mich murrend in bielefeld ab, denn ich hatte mich
standhaft geweigert, einen einstündigen umweg mit ihnen zu
fahren, um ihre neue wohnung in dem kaff zu besichtigen, in dem
ich jahrelang studiert hatte.
in bielefeld wurde ich herzlich empfangen und mit sekt und ausgezeichnetem
essen verwöhnt. meine freundin war irgendwie komisch, aber
ich schob es auf meine eklatante verspätung.
die anderen mädels kamen kurz nach mir an und wurden ebenfalls
mit sekt versorgt. als es gerade begann, wirklich schön und
entspannt zu werden, füllte sich die wohnung mit komischen
gestalten, die ständig in einem nebenzimmer verschwanden,
um kurz darauf völlig aufgekratzt wieder rauszukommen. so
auch unsere gastgeberin.
ich hatte irgendwann die nase voll von diesem dämlichen spiel
und ging in das besagte zimmer. weiße linien und ein weißer
haufen auf dem schreibtisch zogen mich magisch an. ich tauchte
meinen kleinen finger in das weiße pulver und probierte.
meine zungenspitze wurde taub und ich sauer: kurzerhand fegte
ich das gesamte pulver mit dem unterarm von tisch und setzte mich
zurück zu meinen freundinnen.
nach einem kleinen aufruhr (den ich kommentarlos mit unschuldsmine
beobachtete) brach die bande auf - inklusive meiner freundin...
"ich bin in einer stunde wieder da!"
...
die
kurzfassung des restlichen wochenendes: eine nette nacht mit meinen
freundinnen, wir alle leicht angesäuert wegen der abwesenheit
des geburtstagskindes (wir alle hätten uns die vielen hundert
kilometer anreise lieber gespart), dann kam das besagte mädchen
zurück. morgens um halb neun mit geschätzten dreihundert
promille. ich hätte sich am liebsten verprügelt, aber
sie hätte sich eh nicht daran erinnern können.
ihre strafe folgte anderthalb stunden später, denn ihr für
dreizehn uhr angesetzter arbeitstermin wurde um zwei stunden nach
vorne verlegt.
ich staune nach wie vor: der anruf ihres chefs kam, eine völlig
verstörte und unglaublich betrunkene junge frau hetzt in
ihr badezimmer, schließt offensichtlich eiunen pakt mit
dem teufel, denn keine zwölf minuten später steht sie
mit frisch gewaschenem und geschminkten gesicht vor uns, zieht
sich ein schickes kostüm an und verlässt das haus mit
einer gemurmelten entschuldigung, den äußerlichen anschein
verbreitend, als ob sie die letzten zehn stunden lang geschlafen
und sich dann genüßlich eine stunde zurecht gemacht
hätte.
mit
ungläubigem blick starrten wir ihr hinterher. meine freundinnen
nutzen den sog, um ebenfalls heim zu fahren.
ich habe noch zwei stunden geschlafen, bevor ich mich in einen
völlig überfüllten ice nach hannover setzte, mein
gesicht in ein buch vergraben, während viel zu viele kinder
einen unglaublichen lärm um mich verbreiteten.
frank
und norman hatten nur eine stunde verspätung am hannoveraner
hauptbahnhof, packten mich ein und wir fuhren zurück nach
berlin. in der stadt bölkten sich die beiden permanent an.
die cebit war wohl nicht wirklich entspannt verlaufen...
ich habe mir das spiel bis zur autobahn angeschaut, dann übernahm
ich die reiseleitung: norman und ich haben bis berlin lauthals
achtziger-jahre-klassiker gegröhlt, während frank hinten
mit großen augen zuschaute.
die
nächsten drei wochen will ich nicht weg. dessau ist eine
ausnahme, weil wir in die andere richtung reisen und ich niemanden
besuchen muss, den ich kenne.