-19.03.2007 >>> normalität - oder was ich dafür halte

ein dem reise- und feierwahn gewidmetes wochenende liegt hinter mir, der wochenanfang mit dementsprechenden schwierigkeiten ebenfalls. ich bin so froh, dass ich dienstags und freitags zuhause arbeiten kann - ich finde kaum passenden worte dafür...

frank und sein geschäftspartner norman haben mich am samstag bis hannover mitgenommen. wieder einmal bin ich erstaunt, dass in einen so harmlos klingenden satz so viele erlebnisse passen:

es begann damit, dass norman (stockschwul und arschcool) sich bis freitagabend, sehr spät, nicht bei uns meldete, um die samstagmorgendliche abfahrtzeit bekannt zu geben.
während frank langsam und intensiv ausrastete und sich seine rache in schillerndsten farben ausmalte, bleib ich sehr entspannt, denn ich wäre schon ganz gern einfach mal daheim geblieben.
kurz vor mitternacht rief uns ein sehr betrunkener norman an (sauna + bier = fatale mischung) um uns mitzuteilen, dass er am nächsten morgen um acht bei uns sein würde, sofern er in seinem zustand den wecker hören würde.

pünktlich stand er am nächsten morgen vor meiner tür und wurde mit kaffee versorgt, während ich meine sachen zusammensuchte. bis zuletzt hatte ich gehofft, in berlin bleiben zu können.

frank hatte zwar angedroht, mich im fall der fälle in den nächsten ice zu setzen, da er verantwortlich für seinen partner und nicht eingehaltene zusagen sei, wusste aber nicht, dass ich über sämtliche versuche seinerseits nur milde gelächelt bis herzlich gelacht hätte. das kräftemessen blieb aus - wir werden ein anderes mal austesten, wer hartnäckiger ist.

die gesamte fahrt setzte den beginn der reise fort - eine zwei stunden-total-sperrung auf der a2 bei wolfsburg verschlief ich konsequent, beim folgenden stadtplanlesen bis zu meinen freunden in hannover verwechselte ich ohne ausnahme rechts und links, was norman nichts ausmachte, denn er starrte während der gesamten fahrt nach nicht sichtbaren männerärschen. wie auch während der zwei cebit-besuche während der folgenden vierundzwanzig stunden. frank dagegen war nach wie vor unentspannt aber ausgesprochen beherrscht.

endlich kamen wir mit sechsstündiger verspätung bei meinem patenkind in hannover an. frank war erleichtert, ich ebenfalls, norman beäugte meinen bruder und marco, den gastgeber, heimlich wie lecker präsentiertes frischfleisch. sie brachen dann recht schnell zur messe auf. allerdings nicht, ohne dass norman vorher unbeabsichtigt eine bombe platzen ließ, denn niemand aus meiner familie oder freundeskreis hatte bis dato eine ahnung von franks und meiner ...verbindung. nun ja, das geheimnis ist keines mehr - mal sehen, was passiert.

mein bruder und seine freundin hatten längst alles erledigt, was dort geplant war (wohnung kindersicher machen). mein exfreund (und vater des kleinen nachwuchses) kochte uns noch schnell etwas leckeres, dann mussten wir auch schon nach bielefeld aufbrechen.

die beiden setzten mich murrend in bielefeld ab, denn ich hatte mich standhaft geweigert, einen einstündigen umweg mit ihnen zu fahren, um ihre neue wohnung in dem kaff zu besichtigen, in dem ich jahrelang studiert hatte.
in bielefeld wurde ich herzlich empfangen und mit sekt und ausgezeichnetem essen verwöhnt. meine freundin war irgendwie komisch, aber ich schob es auf meine eklatante verspätung.
die anderen mädels kamen kurz nach mir an und wurden ebenfalls mit sekt versorgt. als es gerade begann, wirklich schön und entspannt zu werden, füllte sich die wohnung mit komischen gestalten, die ständig in einem nebenzimmer verschwanden, um kurz darauf völlig aufgekratzt wieder rauszukommen. so auch unsere gastgeberin.

ich hatte irgendwann die nase voll von diesem dämlichen spiel und ging in das besagte zimmer. weiße linien und ein weißer haufen auf dem schreibtisch zogen mich magisch an. ich tauchte meinen kleinen finger in das weiße pulver und probierte. meine zungenspitze wurde taub und ich sauer: kurzerhand fegte ich das gesamte pulver mit dem unterarm von tisch und setzte mich zurück zu meinen freundinnen.
nach einem kleinen aufruhr (den ich kommentarlos mit unschuldsmine beobachtete) brach die bande auf - inklusive meiner freundin... "ich bin in einer stunde wieder da!"

...

die kurzfassung des restlichen wochenendes: eine nette nacht mit meinen freundinnen, wir alle leicht angesäuert wegen der abwesenheit des geburtstagskindes (wir alle hätten uns die vielen hundert kilometer anreise lieber gespart), dann kam das besagte mädchen zurück. morgens um halb neun mit geschätzten dreihundert promille. ich hätte sich am liebsten verprügelt, aber sie hätte sich eh nicht daran erinnern können.
ihre strafe folgte anderthalb stunden später, denn ihr für dreizehn uhr angesetzter arbeitstermin wurde um zwei stunden nach vorne verlegt.
ich staune nach wie vor: der anruf ihres chefs kam, eine völlig verstörte und unglaublich betrunkene junge frau hetzt in ihr badezimmer, schließt offensichtlich eiunen pakt mit dem teufel, denn keine zwölf minuten später steht sie mit frisch gewaschenem und geschminkten gesicht vor uns, zieht sich ein schickes kostüm an und verlässt das haus mit einer gemurmelten entschuldigung, den äußerlichen anschein verbreitend, als ob sie die letzten zehn stunden lang geschlafen und sich dann genüßlich eine stunde zurecht gemacht hätte.

mit ungläubigem blick starrten wir ihr hinterher. meine freundinnen nutzen den sog, um ebenfalls heim zu fahren.
ich habe noch zwei stunden geschlafen, bevor ich mich in einen völlig überfüllten ice nach hannover setzte, mein gesicht in ein buch vergraben, während viel zu viele kinder einen unglaublichen lärm um mich verbreiteten.

frank und norman hatten nur eine stunde verspätung am hannoveraner hauptbahnhof, packten mich ein und wir fuhren zurück nach berlin. in der stadt bölkten sich die beiden permanent an. die cebit war wohl nicht wirklich entspannt verlaufen...
ich habe mir das spiel bis zur autobahn angeschaut, dann übernahm ich die reiseleitung: norman und ich haben bis berlin lauthals achtziger-jahre-klassiker gegröhlt, während frank hinten mit großen augen zuschaute.

die nächsten drei wochen will ich nicht weg. dessau ist eine ausnahme, weil wir in die andere richtung reisen und ich niemanden besuchen muss, den ich kenne.

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