-23.02.2005 >>> paris

auf dem üblichen weg mit der u8 nach berlin mitte bin ich heute mittag wieder einmal kontrolliert worden. es ist nicht die tatsache, dass es das berufsbild des fahrkartenkontrolleurs überhaupt gibt, es ist die art der ausführung, die mich irritiert: die türen schliessen sich, die u-bahn fährt los. an den entgegengesetzten enden des waggons springen zwei verwahrloste personen auf. "schönen guten tach, die fahrscheine bitte". der tonfall lässt keinen zweifel offen, dass der tag eines jeden, der ohne gültigen fahrschein hier ist, nicht mehr zu den guten tagen der woche gehören wird. mich durchzuckt immer ein schreck, egal, ob ich weiß, wo mein fahrschein steckt oder nicht. ich fahre nur noch im äußersten notfall schwarz und auch nur, wenn nicht zwei verwahrloste gestalten gemeinsam zusammen mit mir in die bahn steigen. ehe ich dieses risiko eingehe, verpasse ich lieber eine bahn.
die jungen menschen nähern sich, einen wie selbstgebastelten ausweis zur legitimation mit sich führend. hier wird mit angst operiert. merkwürdige zivilisten mit nebulöser befugnis bedrohen (meist) gesetzestreue, friedliebende passagiere. reagiere ich zu heftig? vielleicht. paranoia heisst ja noch lange nicht, dass einen keiner verfolgt.
mein fahrschein wird lieblos kontolliert und für gut befunden. wenige schritte hinter meinem sitz heult eine weibliche stimme auf: "ich von paris! ich kein geld! neiiin! ich von paris! kein geld!" dann fängt das wesen, zu dem weder ich noch ein anderer fahrgast sich umdreht, gellend an zu schreien. an der nächsten station verlassen die kontrolleure und ihr fang das abteil. ihre schreie verhallen erst, als sich die türen schließen und die bahn die station verlässt. ich werde nicht mehr schwarzfahren. oder doch noch einmal? nur zum test? in paris?

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